Gedenkkonzert anlässlich der Zerstörung Magdeburgs am 10. Mai 1631 am 10. Mai 2022, 18.30 Uhr, Forum Gestaltung, Ausstellungshalle
Magdeburgisieren – die Verwüstung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg brachte ein neues Wort hervor, denn die Sprache besaß keines für die Beschreibung all des Leides und der Zerstörung. Das Forum Gestaltung lädt ein zum Gedenkkonzert anlässlich des Jahrestages der Zerstörung Magdeburgs vor 391 Jahren in einem Krieg, der mit einem Fenstersturz vor 404 Jahren begann:
Magdeburg 1631: Kein Frühling. Kein Wonnemonat. Keine Hoffnung. Tillys Soldaten waren unerbittlich. Der „Dreier“ – eine kleine Münze, häufig gebraucht in Magdeburg des 17. Jahrhunderts, als Trinkgeld für kleine Gefälligkeiten, als Gabe für fleißige Kinder, die Zuckerstücke kaufen dafür beim Krämer nebenan oder beim Messebesuch auf dem Domplatz. Kleine Geldstücke in winzigen Fäusten, feuchtgeschwitzt aus Angst vorm Verlieren klebt das Metall auf der Haut auch nach dem Öffnen der kleinen Hand. Rot die Wangen, leuchtend die Augen in Erwartung der süßen Versuchung...
Ach lasst doch nur den Vater leben,
ich will Euch gern den Dreier geben,
den ich am Sonntag bekomme.
Auch das ein „Tauschangebot“, überliefert aus den Tagen des Sturms auf Magdeburg. Es blieb ein letzter, vergeblicher Versuch des zehnjährigen Sohnes. Herrgotts Kanzlei: zertrümmert, die feste Burg: gestürmt. Die Menschen: gemordet. Die Leichen: in die Elbe geworfen, die sich trübte und staute - als weigere sie sich, das Leid kurzerhand fortzuspülen.
Warnfried Altmann am Saxophon, Hermann Naehring am Schlagwerk, die Hamburger Sopranistin Johanna Mohr und der Schauspieler Oliver Breite prägen den Abend, einfühlsam bis expressiv auf das Geschehen vor 391 Jahren eingehend, ohne gegenwärtige Bezüge auszusparen, für die nicht zuletzt auch Mohamad Issa steht, dessen Gedichte bereits am 16. Januar beim Erinnern einer anderen Zerstörung zu hören waren.
„Ein wahres Elend, der verdammte Krieg“ (Aristophanes), das ist der Titel, den das Forum Gestaltung den Gedenkkonzerten gab, mit denen es jährlich wiederkehrend an die zwei unvorstellbaren Zerstörungen von 1631 und 1945 und an das Leid der vielen Opfer erinnert. „Ein wahres Elend, der verdammte Krieg“ Gedenkkonzert zum Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg Dienstag, 10. Mai 2022, 18.30 Uhr im Forum Gestaltung
Foto: DIE TRAUERNDE MAGDEBURG. Am Lutherdenkmal in Worms gibt es diese Darstellung der trauernden Magdeburg. Unter der Mauerkrone trägt sie den Witwenschleier und sitzt schmerzerfüllt und sinnend da, ihr Blick auf der zerbrochenen Wehr. Ein Bronzeabguss kam 1931 nach Magdeburg und wurde in der Vorhalle der Johanniskirche aufgestellt. Die Bronze „überlebte“ die Zerstörung der Stadt 1945 und ragte unversehrt aus den Trümmern
Johanna Mohr (Sopran)
Warnfried Altmann (Saxophon)
Hermann Naehring (Schlagwerk)
Oliver Breite (Sprecher)
als Gast: Mohamad Issa (Lyriker)
Leitung: Norbert Pohlmann
Anschließend stellt sich das neu gegründete Friedensforum Johanniskirche vor, das die historische Zerstörung Magdeburgs 1631 zum Ausgangspunkt für eine sehr gegenwertig reflektierte Friedensarbeit nutzt.
In der Landeshauptstadt Magdeburg hat sich jüngst ein Bürger-Kuratorium zusammengefunden, um ein zentrales stadtgeschichtliches Datum, den 400. Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs im Jahre 2031, in einer Dekade des Erinnerns, der Diskussion und der Verständigung über Konflikte und Kriege bis in die Gegenwart hinein vorzubereiten. Von der Elbe soll dabei ein starkes Signal für eine reflektierte Friedensarbeit ausgehen, die auf Verstehen, Versöhnung und Zukunftsorientierung setzt.
Wir laden Sie herzlich ein, das Kuratorium und dessen Ziele näher kennenzulernen und wählten dafür ganz bewusst den 10. Mai aus, den Tag der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg, an den das Forum Gestaltung seit vielen Jahren mit einem Gedenkkonzert erinnert.
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