Presse: MZ über die Ausstellung Wolfgang Policek

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10
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06
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2022
thema
Ausstellung
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Losgelöst vom Gegenstand

KUNST Geometrische Gebilde in erdigen Farbtönen: Das Forum Gestaltung Magdeburg erinnert an den Maler Wolfgang Policek mit Werken aus seinem Nachlass.

VON KAI AGTHE

MAGDEBURG/MZ – Beim Gang durch die Ausstellung denkt man sofort, dass die Arbeiten von Wolfgang Policek es verdient hätten, in öffentlichen Einrichtungen des Landes gezeigt zu werden. Abstrakte Kunstwerke, die viele Augen betrachten können sollten, weil sie etwas ungemein Beruhigendes ausstrahlen. Aus geometrischen Formen bestehend und meist in erdigen Farbtönen gehalten, sind Policeks Bilder ein Blickfang, wie man im Forum Gestaltung Magdeburg erleben kann. Vereint ist hier eine Auswahl von Gemälden und Collagen aus den letzten beiden Lebensjahrzehnten des Künstlers. Kuratiert von Eva Reulecke, stammen alle Werke aus dem von der Familie verwahrten Nachlass Policeks.

„Wir zeigen seine Werke aus mindestens zwei Gründen: Einerseits war der gebürtige Halberstädter Wolfgang Policek ein regionaler Künstler. Und zweitens hatte er auch an der Fachschule für angewandte Kunst Magdeburg studiert“, sagt Norbert Pohlmann, der Geschäftsführer des Forums Gestaltung Magdeburg.

Damit sind auch zwei zentrale Aufgaben des selben benannt: An Künstler aus Sachsen-Anhalt zu erinnern und an die Geschichte der 1793 gegründeten Kunst- und Handwerkerschule, deren letztes Kapitel die Fachschule für angewandte Kunst war, die auf Betreiben der DDR-Kulturbürokratie 1963 geschlossen wurde. Der 170-jährigen Schulgeschichte ist im Forum Gestaltung eine hochinformative Dauerausstellung gewidmet – und nun dem Spätwerk von Wolfgang Policek, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag begangen hätte, eine Sonderschau.

Ein Künstler-Ehepaar

1932 in Halberstadt geboren, lernte Policek den Beruf eines Dekorationsmalers und ging, nach einem zwischen 1957 und 1960 absolvierten Studium an der Magdeburger Fachschule, an die Hochschule für bildende Künste Dresden. Auch seine spätere Frau Annedore, Jahrgang 1935, studierte zeitgleich an beiden Einrichtungen. Ab Mitte der 60er Jahre lebte das Künstlerpaar freischaffend in Magdeburg und später auch in Halberstadt. Nicht selten realisierte es gemeinsame Projekte, wie etwa 1982 den Märchenbrunnen für das Magdeburger Wohngebiet Neustädter See. Eine Auftragsarbeit im öffentlichen Raum von vielen, zu denen auch baugebundene Malereien und Keramikbilder zählten. Wolfgang Policeks freie Arbeiten sind durchweg so abstrakt gestaltet, dass ein Motiv aus archaisch wirkenden Symbolen wie auf dem Bild „Zeichen“ (1989) fast schon gegenständlich anmutet und ein Gemälde wie „Fehdehandschuh“ (1989) eine Geschichte zu erzählen scheint. Umso mehr, da die Handbekleidung so gefaltet ist, dass Zeige- und Mittelfinger das bekannte Siegeszeichen bilden. Ob das Motiv ein Reflex auf die politischen Ereignisse in der DDR des Jahres 1989 war, muss Spekulation bleiben.

Konstruktive Kompositionen

Policek liebte es vor allem, auf seinen Bildern geometrische Gebilde in eine ausgewogene Ordnung zu bringen. „Konstruktive Kompositionen“ sind jene Bilder mit einigem Recht genannt worden, auf denen er Flächen in Form von Dreiecken und Quadraten, Linien und Kreisen, Kreuzen und Doppelkreuzen immer wieder neu kombinierte – ohne sich je zu wiederholen. „Roter Klang“ (1997) besteht aus zwei streng symmetrischen Bildhälften. „Rotes Meer“ (1990) hingegen wirkt so locker gestaltet, als habe der Künstler die Farbflächen nicht gemalt, sondern aus Buntpapier ausgerissen. Wer abstrakter Kunst als der Loslösung vom Gegenständlichen zugunsten des gedanklichen Gehalts etwas abgewinnen kann, wird von Policeks Werk fasziniert und dem Forum Gestaltung dankbar sein, dass es ihm diese Retrospektive widmet. Denn: „Policeks Schaffen ist von großer Relevanz für die Stadt Magdeburg und das Land“, so Norbert Pohlmann

Mitteldeutsche Zeitung, 9.6.2022

Ausstellung: Wolfgang Policek Malerei 1980 – 2000

Ausstellung: ganz modern*

Titelbild: „Roter Klang“ (1997) | Acryl auf Leinwand