Festtage im Zeichen der Neuen Synagoge

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17
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11
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2023
thema
Ankündigung
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Mitteldeutsche Kirchenzeitung Glaube + Heimat, Ausgabe Nr. 46

Artikel von Claudia Crodel

Es ist soweit: Am 10. Dezember wird in Magdeburg die Neue Synagoge eingeweiht. Die diesjährigen Tage der jüdischen Kultur und Geschichte in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts sind deshalb wahre Festtage jüdischer Kultur und stehen ganz im Zeichen der Eröffnung der Neuen Synagoge.

Genau vor 85 Jahren war die alte Synagoge von pogromwütigen Bürgern der Stadt zerstört worden. »Nun werden die Festtage den Neubau feiern, organisiert von Magdeburgerinnen und Magdeburgern, um unbeirrbar, aber nicht naiv der Menschlichkeit das Wort zu reden und der Vernunft. Trotz unfassbarer Ausbrüche von Gewalt hier und weltweit – nein, nicht  trotz, gerade auch deshalb. Denn, wir wissen es doch: Der Schlaf der Vernünftigen gebiert Ungeheuerliches«, so Norbert Pohlmann, Geschäftsführer des Forums Gestaltung.

Tage jüdischer Kultur und Geschichte gibt es in Magdeburg bereits seit 15 Jahren. »Als wir anfingen, gab es die Hoffnung, dass wir dieses Format irgendwann nicht mehr bräuchten, wie es ja auch keine Tage der deutschen oder christlichen Kultur gibt, weil jüdische Kultur dann organischer, ›normaler‹ Bestandteil unserer Alltagskultur geworden sei.«

Doch die Tage seien heute wichtiger denn je, weil antisemitische Haltungen und Handlungen die Gesellschaft zu vergiften drohten. »Aber wir brauchen sie auch, weil die reiche jüdische Kultur eben auch dazu beiträgt, so manchen Knoten im kleinen wie im großen Miteinander gar nicht erst entstehen zu lassen sondern ihn da zu entwirren hilft, wo er sich leider schon gebildet hat«, betonte Pohlmann.

Vom 19. November bis zum 17. Dezember laden die Festtage der jüdischen Kultur ein zu einem Programm mit rund 30 Veranstaltungen, zu Konzerten,

Die Festtage jüdischer Kultur in Magdeburg sind wichtiger denn je

Vorträgen und Gesprächsabenden, einer ganzen Woche voller Theateraufführungen sowie einer Ausstellungseröffnung.

Der Auftakt des Veranstaltungsreigens erfolgt am Sonntag, 19. November, um 16.30 Uhr mit einem Grußwort von Magdeburgs Oberbürgermeisterin Simone Borris. In Bezug zur bevorstehenden Eröffnung der Neuen Synagoge kommt – dargeboten vom Männerchor der Biederitzer Kantorei – die Kantate zur Wiederaufführung, die zur Einweihung der alten Synagoge im Jahr 1851 gespielt worden war. Das Werk mit dem Titel »Magdeburger Gesänge« wurde von Julius Mühling (1810–1880) komponiert. Die musikalische Leitung hat KMD Michael Scholl. Christopher Lichtenstein begleitet an der Orgel.

Auf dem Programm der Eröffnungsveranstaltung steht zugleich die diesjährige Verleihung des Hermann-Spier-Preises. Dieser geht an die japanische Flötistin Atsuko Koga für ihr außerordentliches Engagement für den Neubau der Synagoge. Am 6. Dezember wird in der Ausstellungshalle des Forums Gestaltung die Wanderausstellung »Menschen. Bilder. Orte – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« im Beisein des Antisemitismusbeauftragten des Landes Sachsen-Anhalt, Wolfgang Schneiß, eröffnet.

Auch eine Stolpersteinverlegung findet am 10. Dezember um 15 Uhr im Rahmen der Festtage jüdischer Kultur statt. In der Anhaltstraße 9 in Magdeburg soll die Familie Heymann mit Stolpersteinen geehrt werden: Werner Heymann, seine Mutter Henrietta Lewin-Heymann und deren Ehemann Benno Lewin. Sie wurden von den Nationalsozialisten ins Exil getrieben oder ermordet.

ZUR PROGRAMMÜBERSICHT

19. November bis 17. Dezember 2023

Bereits im Vorfeld finden Veranstaltungen wie Filme, Gespräche und Konzerte statt, die zu den Festtagen der jüdischen Kultur gehören.