Als eines von sieben Kindern wird Felix Bartl 1910 in Brunndöbra (Ortsteil von Klingenthal/Vogtl.) geboren. Sein in der k. u. k.-Monarchie geborener Vater ist Maurer und fällt 1914 im Ersten Weltkrieg, so dass die Kinder allein von der Mutter und der Großmutter durchgebracht werden müssen. Schon mit Sechs beginnt er ohne Anleitung Bilder zu kopieren. Als Vierzehnjähriger kann er immerhin eine Lithografenlehre bei dem modernen, 1912 gegründeten Graphischen Betrieb Lukas Missbach in seinem Geburtsort beginnen und 1929 seine Gesellenprüfung ablegen. Danach geht er auf die „Studienwalze“ nach Italien. Es entstehen die expressiven Dolomiten-Blätter, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind. Wieder zurück, fördert ihn der an der Wiener Akademie ausgebildete Maler Franz Gruss, der sich 1924 ein eigenes Atelier in dem drei Kilometer von Graslitz (Graslice) gelegenen Silberbach (Stříbrná) errichtet hatte. Durch seinen Vater ist er jetzt tschechoslowakischer Staatsbürger und muss 1930/32 seinen anderthalbjährigen Militärdienst für die junge Republik ableisten. Es folgt der Versuch, sich freiberuflich zu etablieren und eine kurze Beschäftigung als Karikaturist einer antinazistischen Kampfzeitschrift, weswegen es ihm im September offenbar geraten scheint, nach Prag auszuweichen. Dort gelingt es ihm, zwei Jahre lang auf eigene Kosten an der Akademie der bildenden Künste zu studieren, ehe er wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten abbrechen muss. Noch während dieser Zeit lernt er den deutsch-böhmischen, sich zunehmend dem Nationalsozialismus andienenden Schriftsteller Hans Watzlik kennen, der ihm ein Vorwort für seinen Grafik-Zyklus „Heldentum und Trauer des böhmisch-bayrischen Waldes“ schreibt. Diese Reputation und sein missverständlich auf tradierten, völkischen Werten fußendes Werk machen ihn brauchbar für die nationalsozialistische Kulturpolitik und bescheren ihm erste Museumsankäufe und Ausstellungserfolge, u. a. bei der Großen Deutschen Kunstausstellung in München 1937, wo er mit einer Zeichnung vertreten ist. Der Anschluss der Tschechoslowakei an das Deutsche Reich im Jahr darauf macht ihn zu dessen Staatsbürger, wiederum ein Jahr später für sechs Jahre zu dessen Soldaten. Drei kleine Arbeiten, die vor Stalingrad entstehen und durch jede Dramatik meidende, geradezu stupide Sachlichkeit überzeugen, deuten das gerade noch Sagbare vor dem Unsäglichen an, was „Tagesgeschäft“ war. Er hat Glück und gerät in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Oktober 1945 entlassen wird. Nach einigen Monaten im Westen kehrt er im November 1946 in seine alte Heimat nach Brunndöbra zurück und tritt im Dezember in die eben aus der Fusion von KPD und SPD entstandene Sozialistische Einheitspartei ein. Dann findet er eine Stelle als Kunsterzieher in Wendgräben, ab Juni 1948 eine zunächst nur nebenamtliche Stelle als Fachlehrer an der Fachschule für angewandte Kunst in Magdeburg, von der er im Januar 1949 ins Hauptamt wechseln kann. Hier arbeitet er bis zur Schließung der Schule 1963. Das, was man eine künstlerische Karriere nennen könnte, gelingt nicht, wenn er auch wieder künstlerisch arbeitet und ausstellen kann. Die Zeichnungen, die von Arbeitenden entstehen, sind zu ehrlich, um für propagandistische Zwecke sozialistischer Kulturpolitik herhalten zu können. Die Anforderungen dieser Politik an die Kunst, denen er glaubt entsprechen zu müssen, treiben ihn zusehends in einer Art bebilderter Sprachlosigkeit.
Eintritt für die Ausstellungen von Felix Bartl und Wolfgang Policek
5 €/ 3 € ermäßigt
Die Ausstellung wird ermöglicht durch zwei großzügige Schenkungen an die Sammlung Archiv Forum Gestaltung, schon 2010 durch Renate Bartl (Heteborn) und 2021 durch Dr. Gerd Hofmann (Dresden).