Aus den Kraftfeldern von Dadaismus / Surrealismus und informeller Kunst gespeist, hat Pavel Schmidt ein Kompendium künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten für sich entwickelt, das von aktionistischem über skulpturales Arbeiten bis zur Zeichnung reicht.
Die Texte, die er schreibt und die zuweilen bis in seine Bilder vordringen, sie sind vielleicht der metaphysische Treibstoff dieses eigentümlichen, selten ortsfesten, obskuren Kunst-Laboratoriums, das dieser Autor und sein Werk darstellen, leidlich eingerichtet auf rotierenden Rädern, im Spalt zwischen Ding und Unding.
Zur Sprengung oder Zertrümmerung gehört die Rekonstruktion, die den Bauplan vergessen hat, das Verlorene verloren gibt und auf den Zwischenraum setzt, der irrtümlich Leere genannt wird. Die Dinge beim Wort nehmen, die Verhältnisse ändern, den Sinn auf den Unsinn stellen und die Verwandlung unterbrechen, dass Gregor Samsa kein Käfer und die Gipsvenus kein Zwerg wird, sondern ein kentaurisches, von Montageschaum und Pappkarton gehaltenes Zwitterwesen.

Pavel Schmidt, entfesselter fußloser, 2008
Im Prozess des Gezeichnet-Werdens, der das Leben zu einem guten Teil ist, hat das Zeichnen für Pavel Schmidt von Anfang an eine wohl existentielle Rolle gespielt. Im Wechselschritt mit dem Wort, gleichsam auseinander hervor, fahren die Bilder, die Linien, vom Puls, von den Gedanken, nach draußen getrieben ins Ungewisse und machen mit ihrem Pigment nicht nur sich selbst, sondern zugleich das Licht sichtbar, das in ihnen ist und sie umgibt, „vorläufig verlaufendes“, dingfest für den Moment, zeichnend.
Die 49 ausgewählten Zeichnungen von Pavel Schmidt, die 2006 unter dem bezeichnenden Titel „f. k. Kafka Zeichnungen“ in einem Buch veröffentlicht wurden, waren nicht auf das Ziel dieser Publikation hin entstanden.
Für einige Jahre festes Gepäck, begleiteten sie ihn auf seinen Reisen. So berichtet Schmidt selbst. Immer wieder Lebenslinien Franz Kafkas berührend, befanden sie sich in einem Zustand permanenter Vermehrung, Verdichtung und Veränderung. Erst spät ordnete der Künstler ihnen Zitate aus Kafkas Werken zu.
In einem vergleichbaren Verhältnis befindet sich der Zeichner P. S. auch zu Dichtern wie Paul Celan oder Joseph Roth. Man darf sich ihre symphatisierenden Körper in einer Art komplexer Verdrahtung vorstellen, wie Schmidt sie für Kafka und seine Schicksals-Schwester Milena imaginierte, Stromleitungen, Zündschnüre, die unversehens heiß werden oder aufglühen.